Johannespassion

von Heinrich Schütz

am 21. März 2004
in der Markgrafenkirche Cadolzburg


Mitwirkende:
Carmina Nova
Markus Gruber, Coburg ..... Tenor
Philipp Meierhöfer, Würzburg ..... Bariton
Julian Orlishausen, Würzburg ..... Bariton
an der Orgel: Konrad Kanis, Cadolzburg
Leitung: Ulrich Rauh


Programm:

Heinrich Schütz
1585 - 1624 : 2 Solostücke für Tenor aus 5 kleinen geistlichen Konzerten

Samuel Scheidt
1587 - 1654 : Orgelchoral in Variationen XII Psalmus: "Da Jesus an dem Kreuze stund..."
Versus 1 - 6

Heinrich Schütz
1585 - 1624 : Johannespassion



"Feuer des Glaubens"

"Deutlicher kann man gegen die Kommerzialisierung des Osterfestes eigentlich kaum Stellung beziehen: Der Chor Carmina Nova führte in der evangelischen Markgrafenkirche zu Cadolzburg zum Auftakt der Konzertreihe 2004 der Johann-Georg-Pisendel-Gesellschaft die Johannespassion des Barockkomponisten Heinrich Schütz auf - ein stiller Ausdruck der Frömmigkeit.
In ihrer Schlichtheit wirkt diese Choralpassion aus der Zeit vor Bach schon beinahe pietistisch. Keine Instrumentalbegleitung verstellt den Blick auf das Wesentliche, aufs Leiden und Sterben Christi zum Wohl der Menschen.

Schnörkelloses Bekenntnis
Vorangestellt hat Chorleiter und Pfarrer Ulrich Rauh der Passion orgelbegleitete Tenor- beziehungsweise Bariton-Soli aus Schütz' „Kleinen geistlichen Konzerten". Musik, der jeder Pomp, jedes Zuviel fremd zu sein scheint. Deshalb besetzt Rauh sie zunächst auch nicht mit den Solisten der Passion, sondern lässt die Chorsänger heran, was für ungeschönte, gleichsam „antikünstlerische" Glaubensäußerungen sorgt. Besonders stimmig geht das Konzept bei den Choralvariationen auf den Psalm „Da Jesus an dem Kreuze stund" aus der Feder des Schütz-Freundes Samuel Scheidt auf: ein Bekenntnis zur christlichen Heilslehre ohne Schnörkel.
Die fehlen, wie gesagt, auch der Schütz-Passion. Steht hier doch, klar abgegrenzt, das dramatische Geschehen vom Verrat des Judas bis zum Kreuzestod im Mittelpunkt, erzählt mit drei Solosängern und sparsamen Choreinwürfen.

Akribisch sauber
Soll hier der innere Zusammenhalt nicht auseinander fallen, darf man die Passion freilich nicht zu lakonisch, zu unbeteiligt interpretieren. Das hat auch Ulrich Rauh beherzigt. Markus Gruber als Evangelist treibt mit strahlkräftigem Tenor und fast operatischer Emotionalität (bei akribisch sauberer Artikulation und daraus resultierender Wortverständlichkeit) die Handlung voran. Die Dialoge mit den ebenso überzeugenden Baritonen Philipp Meierhöfer als Jesus und Julian Orlishausen als Petrus/Pilatus haben von daher beinahe schon eine Musiktheater-Dimension - deren Ausufern freilich die geradlinige Faktur der Rezitative verhindert.
Zusätzliche Farbe liefern neben der synergetischen Präsenz der Solisten die Choraleinwürfe des Chors, knapp, knackig, prägnant und leuchtend wie Lichtstrahlen in der Dunkelheit. Die Botschaft ist klar: Das Feuer des Glaubens braucht keinen virtuellen Zusatzbrennstoff, denn die Auferstehung ist gewiss."

(aus den "Fürther Nachrichten" vom 23.03.2004)